Page 14 - Jansen2020
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Aufgrund seiner Schriften zum Expressionismus, die Anfang der 1920er Jahre entstanden waren, und seiner Holzschnitte (vor allem in der Zeit- schrift Die Aktion) wurden 157 Arbeiten Jansens als „entartete Kunst“ beschlagnahmt. Zwar erhielt Jansen kein Malverbot, aber auf der großen Aus- stellung „Entartete Kunst“ in München (19. Juli – 30. November 1937) wurde in einer Vitrine einer seiner Holzschnitte aus dem Bestand des Wallraf- Richartz-Museums gezeigt.
In den folgenden Jahren war Jansen dann aber wie- der mit regimekonformer Kunst auf den Ausstel- lungen Kraft durch Freude in der Hamburger Kunsthalle (1938) und Aus dem deutschen Westen in Köln (1939) zu sehen.
In den überlieferten Darstellungen heißt es, Jansen musste von 1944 bis 1945 seinen Kriegsdienst ab- solvieren.Tatsächlich hat er nach 1939 im besetz- ten Polen Aufträge gemäß der NS-Kunstauffassung ausgeführt. Er entwarf im Rahmen der vom NS- Regime angezielten „Eindeutschung“ eroberter polnischer Gebiete für die ehemaligeTuchmacher- halle am Marktplatz der seit Oktober 1939 in Moosburg (Wartheland) umbenannten Stadt Prze- decz ein monumentales Wandgemälde. Dieses Ge- mälde bestand aus vier Hauptbildern von jeweils 6,50 Metern Länge. Auf dem ersten Bild wurden Deutschordensritter bei der Befestigung der vor- maligen „Moosburg“ während des 14. Jahrhun- derts gezeigt. Das zweite Bild gibt eine Wachparade bei der Einnahme der Stadt durch Preußen im Jahr 1784 wieder. Das dritte Bild zeigte den Einmarsch der nationalsozialistischen Wehr- macht 1939. Das letzte Bild liefer t eine Apotheose der NS-Umsiedlungsprogramme „Heim ins Reich“ – in der damaligen Presse als „das Hohelied der größten Völkerwanderung aller Zeiten“ gefeiert. Zwischen diesen Hauptbildern befanden sich zu- sätzliche Verbindungsstücke; sie stellten jeweils Rit- ter und Soldaten aus den dargestellten Perioden dar, darunter SS- und SA-Männer mit Fahnendra- pierung.
Die malerische Umsetzung dieser Monumentalar- beiten erfolgte durch Jansen selbst und seinen Kol- legen Heiland. Sie waren für diese Arbeiten offenbar von in dieser Zeit üblichen Dienstver-
pflichtungen befreit. In einer biographischen Zu- sammenstellung ist von einer „Studienreise“ in die „Ostgebiete“ im Jahre 1943 die Rede.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war er im Jahr 1946 Mitbegründer des Rheinisch-Bergischen Künstlerkreises. Einige seiner Werke wurden, ein Jahr nach seinem Tod 1958 in Büchel, posthum 1959 auf der documenta 2 in Kassel in der Ab- teilung Graphik gezeigt.Verschiedene Ausstellun- gen im Bonner August-Macke-Haus widmeten sich Franz M. Jansen und seiner Frau Fifi Kreut- zer-Jansen. Anfang 2008 wurde hier eine Retro- spektive zu seinem malerischen Werk gezeigt.
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Nyland: Vierteljahresschrift des Bundes für schöpferische Arbeit, 1919.
Broschurtitel mit Zeichnung von F. M. Jansen



































































































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